Ein kleiner Rückblick: Was haben wir eigentlich getan, während wir geschlossen hatten? Und wie geht es mit der Ulme35 weiter in Coronazeiten?
Am 13. März wurde das Haus komplett geschlossen, alle Kurse, Treffen und Veranstaltungen abgesagt.
Obwohl der Betrieb seit Anfang Juni behutsam teilweise wieder aufgenommen wurde, ist mindestens bis Jahresende nicht zu erwarten, dass das Leben in der Ulme35 stattfindet, wie wir es ursprünglich geplant hatten. Größere Veranstaltungen (Konzerte, Diskussionsveranstaltungen, Aufführungen) sind nach den derzeit geltenden Vorschriften schwierig, unter Beachtung der Abstandsregeln finden in unseren Räumen viel weniger Menschen Platz, als wir es gewohnt waren.
Im Sommer können wir Veranstaltungen, Chorproben und ähnliches nach draußen verlegen, dies wird im Winter jedoch nicht mehr möglich sein. Der intensiven Nutzung des Parks als Veranstaltungsort für Konzerte und andere Veranstaltungen mit Verstärkern stehen jedoch die Bedürfnisse der Nachbarn nach Ruhe entgegen.
Damit haben sich die Rahmenbedingungen unserer Arbeit komplett verändert. Langfristige Planungen sind schwierig, wir fliegen auf Sicht und passen unsere Aktivitäten den jeweiligen Gegebenheiten an.
Im kompletten Lockdown haben wir unsere Kapazitäten zunächst in Abstimmung mit dem Integrationsbüro des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf dafür genutzt, gemeinsam mit dem Haus der Nachbarschafft, anderen Akteuren und dem Bezirksamt eine Hotline für Corona-Nachbarschaftshilfe aufzubauen. In 2 Monaten wurden 800 Freiwillige bezirksweit gewonnen und 150 Hilfsanfragen vermittelt. Diese Hotline wurde im Juni 2020 von der Freiwilligenagentur des Bezirks übernommen. Wir sind stolz darauf, wie schnell unser seit 2015 gewachsenes Netzwerk hier gemeinsam aktiv wurde und wie viel Expertise und Engagement zusammenkam, um in kürzester Zeit diese Hotline einzurichten.
Um unsere Zielgruppen trotz Kontaktverbot zu erreichen, eröffneten wir auf Instagram, Facebook und unserer Webseite Ulme@Home. Zweitweise täglich gab es Filmtipps, man konnte mit Astrid backen, mit den Sonntagsfrauen kreativ werden oder Zena und Osama zu Ramadan zuhause besuchen. Für Kinder gab es gemütliche Vorlesestunden, tolle Filmtipps, Entdeckungsreisen und vieles mehr. Und auch das Sprachcafé öffnete wieder seine Türen – virtuell! Viel wurde ausprobiert, manches funktionierte gut, anderes scheiterte am fehlenden Internet oder fehlenden Endgeräten in den Heimen, dennoch hoffen wir, dass wir viele Ideen weiterführen können in die Zeiten nach Corona – und dass der politische Druck, die Heime mit besserer Technik auszustatten zu Verbesserungen führt.
Bereits vor Ostern wurde auch das Energiefeld rund um unsere Ferienschulen aktiv. Unterstützt vom Senat, entstand die „Lernbrücke Coronita“, in der mit den Kindern „geheime Postpakete“ ausgetauscht wurden. Bilder und Geschichten und das Online-Magazin „Coronita“ entstanden, und nicht zuletzt wurde den Kindern bei den Schularbeiten geholfen.
Jetzt, nach der teilweisen Öffnung, ist das bis zum Ende der Sommerferien zum Schwerpunkt unserer Arbeit vor Ort geworden. Eine weitere senatsgeförderte Lernbrücke unterstützt Kinder aus den Unterkünften in der Heerstrasse und der Eschenallee, teilweise auf Abstand, teilweise vor Ort. Am Ende der Ferien folgt eine zweiwöchige Ferienschule in der Ulme35. Seit dem 15. Juni bis zum Ende der Sommerferien veranstaltet der syrische Mathelehrer Jalal Abu Alenen arabisch-deutsche Mathematikkurse: Vier Lerngruppen mit 25 Schüler*innen treffen sich zweimal pro Woche zu dreistündigen Mathekursen. Weitere Angebote für Kinder finden draußen statt.
Das Sprachcafé hat auf der Terrasse seinen Betrieb aufgenommen, es treffen sich einzelne Gruppen – es gibt jedoch keine größeren öffentlichen Veranstaltungen, um durch Corona-Verdachtsfälle die Programme mit den Kindern nicht zu gefährden.
Die Hoffnung, nach und nach immer weiter in den Alltag zurück zu finden, ist groß. Wir hoffen und planen, dass wir ab Mitte August wieder ein eingeschränktes Veranstaltungsprogramm veröffentlichen können.