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Wir trauern um Katja Jedermann

Liebe Alle,

mittlerweile haben wir gemeinsam einen langen Weg zurückgelegt. Aus der Arbeit bei Willkommen im Westend und den Interkulturanstalten sind viele persönliche Bindungen und Freundschaften entstanden und es gibt Menschen, die große, spürbare Lücken hinterlassen, wenn sie unseren Kreis verlassen.

Katja, als eine derjenigen die maßgeblich am Konzept und Aufbau der Ulme 35 beteiligt war, ist einer dieser Menschen. Sowohl bei Willkommen im Westend als auch im Verein Interkulturanstalten fehlen uns ihr moralischer Kompass, ihre Offenheit und Warmherzigkeit, ihre Klarheit, ihr spitzbübischer Sinn für Humor und ihre Freundschaft.

Vielleicht können ihre Mails einen Eindruck davon vermitteln, wie groß ihr Beitrag in den letzten Jahren gewesen ist:

Als im Januar 2015 bekannt wurde, dass aus der Esche ein Flüchtlingsheim werden sollte, regte sich nachbarlicher Widerstand. Katja wohnte direkt gegenüber und gehörte zu denen, die für das Heim Stellung bezogen:

Unser Haus war im Krieg von vor den Nazis versteckten und nach dem Krieg von Ausgebombten bewohnt, und es ist für uns, die wir nun schon lange vom Krieg verschont geblieben sind, eine Selbstverständlichkeit, dass leerstehende geeignete Gebäude - auch im traditionell weltoffen Neu-Westend -  für Kriegsflüchtlinge eingerichtet werden. (2.2.2015)
P.s. Vielleicht kann man sogar mit einer pressewirksamen Demo der Westender drohen? "Menschliche Flüchtlingsunterkunft statt Leerstand in Westend!" Mit 200 Leuten und schönen Transparenten wär das doch was...
LG Katja (träumend) (23.Mai 2015)

Es bildete sich eine Kunstgruppe, die regelmäßig mit Bewohner*innen der Esche gemeinsam kulturelle Ausflüge machte. Aus dem Zusammenhang stammt eine Kurzvorstellung von ihr:

Ich, Katja Jedermann, ... Udk (Kunst im Kontext) Dozentin im "Ruhestand", versorgende Tochter, Nachbarin der Esche, dort bisher bei den Festen und initiativ/mit begleitend  bei Samstagsausflügen. Das wollen wir, .... mind. 14tägig mit Kulturschwerpunkt fortsetzen. (9.10.2015)

Dabei kümmerte sie sich auch um Einzelne.

Positiv: Heute bei unserem Malerbetrieb um die Ecke, deren langjährige Kunden wir sind, wegen A. (syr. Maler mit Arbeitserlaubnis), angerufen und immerhin Vorstellungstermin am 19.4. bekommen. ....  Mal sehen, was rauskommt. Ich geh mit (als Oma 😉 (9.04.2016)

Katja war gedanklich immer dabei, von ihr kam Zustimmung und Unterstützung, aber auch mal so etwas:

oh,…  immer einmal durchatmen vor dem abschicken... macht aba nix 😉 (24.6.2015)

Sie erdachte die Ulme 35 mit und lud viele der ihr noch immer sehr verbundenen ehemaligen Student*innen aus der UdK dazu ein, das Haus mit zu gestalten:

Ich melde mich bei Euch, weil ich Euch 1. gern sehen und bewirten würde, 2. aber ein konkretes Mitdenk-Anliegen habe, ... Ich bin mit einer kleinen Gruppe aus der "Willkommen-in-Westend"-Initiative dran, ein Konzept für die alten, denkmalgeschützten ehemaligen Kuranstalten bei uns gegenüber zu machen. (8.12.15)

So vieles, was heute in der Ulme geschieht, geht zurück auf die Gespräche in ihrem Keller und Garten. Und auch wenn sie sich schon im vergangenen Jahr aus der aktiven Mitarbeit zurückziehen musste, begleitete sie uns weiter aus dem Hintergrund.

Ihr seht, ich kann´s nicht lassen mich einzumischen, obwohl ich überhaupt keine Zeit habe. Aber ich fürchte einfach um das Profil des Hauses und des Vereins... (13. März 2017)

Nach einer kurzen Krankheit starb Katja viel zu früh am 6.10.2018.

Am Sonntag, den 28.10.2018 um 12.30 Uhr wollen wir auf dem Friedhof Heerstraße (Eingang Olympische Str., Treffpunkt am Rondell) das Grab besuchen. Um 13.30 Uhr laden wir zu einer Gedenkfeier in die Ulme 35 ein (Ulmenallee 35, 14050 Berlin).