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Diwan al-Falsafa / Philosophischer Salon des Ibn-Rushd Fund: Individuum & Islam

Datum/Zeit
Datum - 13.09.2017
19:00 - 20:30 Uhr

Diskussion in arabischer Sprache
Es scheint, dass das Konzept des „Individuums“ im moralischen und politischen Sinne eine kulturelle und intellektuelle Leistung des Westens darstellt, für die es schwer fällt, eine Entsprechung in den östlichen Kulturen generell und in der islamischen Kultur insbesondere zu finden. Angefangen von der Philosophie der Sophisten und Epikureer, über den Humanismus und Spiritualismus der Renaissance bis hin zur politischen und moralischen Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts hat das westliche Denken die Realität des Individuums als eine grundlegende Einheit in den metaphysischen, physischen, ethischen und politischen Bereich eingeschrieben.
Die östliche Kultur hat, sowohl in ihrer konfuzianischen als auch in ihrer islamischen Variante, das Prinzip der ‚Gemeinschaft‘ oder „Aller“ zu Lasten des „Individuums“ festgeschrieben. In dieser Sicht hat die Unabhängigkeit des Individuums keinen Wert außer dem, ein Teil des Ganzen, das die Gemeinschaft ist, zu sein. Auch im Westen haben anti-aufklärerische Kräfte versucht, das vorstehende Prinzip zu übernehmen und durchzusetzen, aber die Idee des Vorrangs des Individuums obsiegte über den Vorrang der Gruppe. Und diesem Konzept liegt die Ideologie der universellen Menschenrechte und die Forderung nach politischer Demokratie zugrunde.
Ist es sinnvoll, die Menschenrechte für die östlichen Gesellschaften einzufordern?
Besteht Hoffnung auf eine kulturelle und religiöse Reform, die im Herzen der heutigen „Gemeinschafts“-orientierten östlichen, und insbesondere orientalischen, Kulturen Raum schafft für das Konzept des „Individuums“? Und was sind die historischen Bedingungen, die zusammenkommen müssen, um dies zu erreichen?